von Marita Spazier
Ganz idyllisch in einem großen Bogen der Elde liegt unser Dorf Burow. Die Nähe des Wassers hat bereits vor 5000 Jahren Menschen zum Siedeln angelockt. Urkundlich erwähnt wurde Burow erstmals am 13.Juni 1288. Es waren slawische Siedler, die dem Dorf den Namen gaben: ´Burow´- Órt des Bur, des Stürmischen`. Ursprünglich gab es ein `Lütten Burow`, das vermutlich nördlich des heutigen Dorfes lag und sogar bis 1539 parallel zum `Groten Burow` existierte.
Die erste Kirche im Ort wurde wahrscheinlich noch vor 1304 errichtet. Vermutlich war es ein Feldsteinbau, der 1870 niederbrannte. Das Pfarrgehöft glich einst einer großen Bauernstelle mit sehr geräumigem Wirtschaftshof für 4 Hufen Land (1Hufe=19,44ha), kleinem Stall, Scheune und Viehhaus. Im Pastorgarten war 1910 noch ein Backhaus vorhanden. Südwestlich des Pfarrhauses wurde 1558 für den Pfarrbauern (Pfarrpächter) ein Fachwerkgebäude errichtet, welches von 1600 bis 1614 von der Pfarrwitwe bewohnt wurde.
Seit einigen Jahren befindet sich das Pastorenanwesen in Privatbesitz. Der Turm in Burow ist getrennt von der Kirche im Holzverband errichtet und mit Brettern verschalt. Die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1733 (wird das Baujahr des Turmes sein). In diesem schlichten Bauwerk hängt der Beweis für den einstigen ´Reichturm´ unseres Dorfes. Es handelt sich um das Geläut der Kirche, welches schon seit jeher aus drei Glocken besteht. Nur die Städte Lübz, Plau, Goldberg sowie die Dobbertiner Klosterkirche verfügen im Umkreis über solch einen `Schatz`. Die meisten Kirchen müssen sich mit einer Glocke begnügen, einige haben zwei.
In unserem Bereich wurden während der beiden Weltkriege 36 Glocken eingeschmolzen. Das sollte 1943 auch mit der mittleren Burower geschehen. Doch glücklicherweise ging der Krieg zu Ende, bevor sie sinnlos geopfert wurde. Bis 1950 stand sie mit den anderen auf dem sogenannten Glockenfriedhof im Hamburger Hafen. Da die Glocken signiert waren, kam sie in ihren Heimatort zurück. Es war eine erhebende Feier für die Gemeinde, als das Kleinod aus dem Jahr 1442 wieder auf den Turm gehievt wurde. Ihre Inschrift „O rex glorie xriste veni vum pace“ heißt übersetzt: „Oh ruhmreicher König Christus, komme mit Frieden“.
Die kleine Glocke war die Gebetsglocke, d.h. sie rief morgens, Mittag und abend durch kurzes Anschlagen (7x) zu Gebet. Dabei übermittelte sie ein Zeitzeichen an die auf dem Feld Arbeitenden. Heute wird sie nicht mehr benutzt. Sie dürfte so alt wie ihre größere Schwester sein, was an dem Gießerzeichen der Rickerts von Mönkehagen zu schließen ist. Ihre Inschrift „ ave maria plen dus tecu“ bedeutet: „Sei gegrüßt Maria, die du den wahren Gott in dir trägst“.
Die erste große Glocke 1737 gegossen. Da ihr Klang nicht zu den anderen zwei Glocken passte, wurde sie 1885 umgegossen. Leider verschwand sie in der Rüstungsindustrie. An ihrer Stelle hängt seit 1955 eine neue Glocke mit der Inschrift ´O Land, höre des Herrn Wort`. Mit ihrem Klang begleitet sie uns auf unserem Weg von der Geburt über Hochzeit bis zu unserem letzten Gang.
Der alte Friedhof befand sich um die Kirche herum und war bis 1933 belegt. Dieser Teil des Dorfes ist noch bis heute mit einer Feldsteinmauer eingefriedet. Um 1900 wurde westlich vom Pfarrhaus ein neuer Friedhof angelegt, welcher 1933 vergrößert werden musste.
Die heutige Kirche wurde 1873 im neugotischen Stil erbaut. Die gesamte Innenausstattung stammt aus der Zeit nach 1870. Leider sind ein Altarbild ( gemalt 1871 von Fr. Lange ) und die mit Glasmalereien versehenen Fenster nicht mehr vorhanden. Diese Malereien enthielten Namen früherer Bauern: Bremer, Duncker, Husfeldt, Knacke, u. s. w. und dem des Pastors Jonas Lincke. Bei einem Altarbrand im April 1960 fiel ein Holzkreuz den Flammen zum Opfer.Wenn wir auch nicht über so einen geschichtsträchtigen Holzaltar wie die Gischower Kirche verfügen, so besitzen wir dafür ein wunderbares Mosaikfenster im Hintergrund des Altares. Besonders bei Sonnenschein strahlt es einem beim Betreten des Kirchenschiffes mit seiner ganzen Farbenpracht förmlich an.
Imposant ist auch die Größe des Gebäudes. Zum Reformationsgottesdienst 2005 fanden ca. 270 Besucher einen Platz. Schaut man vom Altarbereich zur Empore, so bietet sich einem ein beeindruckender Anblick auf unsere große Friese-Orgel. Und wer bereits einem der Gottesdienste oder Konzerte, in der sie gespielt wurde, beiwohnte, weiß wie beeindruckend ihr Klang mit der hervorragenden Akkustik diese Raumes harmoniert.
Das Kirchenschiff besticht durch schlichte Eleganz. Einzig die holzgeschnitzte Kanzel und die Empore wirken leicht verspielt. Oberhalb der Eingänge zu den beiden Sakristeien befinden sich kleine kunstvolle Engelsmalereien. Man könnte meinen, dass sie schützend auf das aus Stein gefertigte Taufbecken blicken. Große, bleiverglaste Fenster durchfluten den gesamten Innenraum mit einer freundlichen Helligkeit. Alles wirkt friedlich und einladend.
Vielleicht folgen Sie einmal dem Klang der Glocke, wenn Sie zur Verkündigung von ´Gottes Wort` ruft! Natürlich heißen wir Sie auch ohne Anlass in der Kirche zu Burow ´Herzlich willkommem`!
Marita Spazier, Kirchenratsmitglied Gischow / Burow
Quellen:
- Dorfchronik von Johannes Pabst ( 1988 erstellt)
- SVZ-Artikel aus dem Jahr 1996 (´Kirchenglocke kehrte heim´)
Flyer-HofkonzertHummelhof
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